Was bedeutet das GMP-Zeichen bei Nahrungsergänzungsmitteln?

Stand:
Nahrungsergänzungsmittel, vor allem aus dem Internet, tragen häufig ein GMP-Zeichen. Doch was sagt das eigentlich aus?
Ein Mann hält ein Glasgefäß in der Hand, auf dem die Buchstaben GMP für Good Manufacturing Process stehen

Das Wichtigste in Kürze:Kernbotschaft Nahrungsergänzungmittel: Aufs Wissen kommt es an! 

  • GMP steht für Good Manufacturing Practice, also gute Herstellungspraxis.
  • Ein solcher Prozess sichert die Qualität und Sicherheit des Produkts. Das hat nichts mit der Wirksamkeit zu tun.
  • Für Supplemente innerhalb der EU sind die vorgeschriebenen gesetzlichen Maßnahmen zur Qualitätssicherung wichtiger.
  • Es ist gut, wenn Hersteller freiwillig die Qualitäts- und Sicherheitskontrollpraktiken des Europäischen Arzneibuchs übernehmen.
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Was bedeutet das GMP-Zeichen und wo findet man es vorwiegend? 

GMP steht für Good Manufacturing Practice, also dafür, dass ein Produkt gut hergestellt wurde. Es gilt vor allem bei Arzneimitteln. GMP sorgt dafür, dass ein Produkt sauber, sicher und gleichbleibend gut hergestellt wird. Es geht also darum, wie etwas produziert wird – nicht darum, wie gut es wirkt. 

Für Arzneimittel sind die Anforderungen an die Qualitätssicherung der Produktionsabläufe und der Produktionsumgebung von der Europäischen Kommission in den Grundsätzen und Leitlinien der Guten Herstellungspraxis (GMP) für Humanarzneimittel formuliert. Die Arzneimittelbehörden der Bundesländer kontrollieren, ob die GMP-Anforderungen bei Arzneimitteln eingehalten werden. Ist dies nicht der Fall, drohen hohe Bußgelder und der Entzug der Produktionslizenz.

Wie werden Nahrungsergänzungsmittel geprüft? 

Bei der Herstellung von Lebensmitteln, also auch Nahrungsergänzungsmitteln, ist ein HACCP-Konzept vorgeschrieben. HACCP steht für Hazard Analysis and Critical Control Points. Das Konzept sorgt dafür, dass Gefahren bei der Herstellung, Verarbeitung, Lagerung und beim Transport von Lebensmitteln identifiziert werden und dient so der Lebensmittelsicherheit. 

Es ist ein Eigenkontrollsystem, das in der EU gesetzlich vorgeschrieben ist. Es soll Verbraucher:innen vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen schützen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Erkennen möglicher Risiken, etwa wenn die Kühlkette unterbrochen wird oder Lebensmittel verunreinigt sein könnten.
  • Festlegen von Kontrollpunkten, an denen solche Risiken überprüft werden.
  • Einführen von Maßnahmen, um Probleme zu vermeiden oder zu beheben.
  • Dokumentieren und regelmäßig Aktualisieren aller Kontrollen und Abläufe. 

Ein besonderes Siegel gibt es dafür nicht, weil es sich um gesetzlich vorgeschriebene Standards handelt, die alle Lebensmittelbetriebe erfüllen müssen.

Warum gibt es GMP-Zeichen auch auf Nahrungsergänzungsmitteln? 

Wenn das GMP-Zeichen auf Nahrungsergänzungsmitteln auftaucht, hat das erst einmal gar nichts mit Europa zu tun, sondern es handelt sich um Qualitätssicherungsmaßnahmen, wie sie in den USA, Kanada, China, Süd-Korea und im Verband Südostasiatischer Nationen, ASEAN, üblich sind.

Unter deren Schirm hat die Internationale Allianz der Nahrungsergänzungsmittelhersteller-Verbände einen Global Guide to Good Manufacturing Practice for Supplements herausgebracht, der sich an Nahrungsergänzungsmittelhersteller richten soll. Er soll sicherstellen, dass weltweit ein einheitlicher Standard in Bezug auf Qualität und Sicherheit gilt. 

Inwieweit man dem GMP-Zeichen auf Nahrungsergänzungsmitteln trauen kann, ist schwer zu sagen. Produkte, die von den Verbraucherzentralen via Internet bestellt wurden und das Siegel trugen, enthielten trotzdem Zutaten, die hier unzulässig sind. Dazu gehören zum Beispiel verbotene pharmakologische Substanzen wie Sibutramin, Tadalafil und dopingrelevante Stoffe wie Methylhexanamin (DMAA).

Ob es sich dabei um eine Siegelfälschung handelte oder im Herstellungsland einfach andere Richtlinien und Grenzwerte existierten, war nicht zu erkennen. Den Verbraucherzentralen erscheint dieses Zeichen für hier angebotene Supplemente nicht unbedingt vertrauenswürdig. Es sollte also kein Grund sein, ein Produkt zu kaufen.

Auch bei "GMP certified" sollten Sie immer nachfragen, wer eigentlich was zertifiziert hat. Entsprechende Grafiken lassen sich im Internet jedenfalls vielfältig herunterladen.

Wie ist die Herstellungspraxis von Nahrungsergänzungsmitteln in Deutschland? 

Um die Qualität von Nahrungsergänzungsmitteln zu verbessern, wäre die Übernahme des Europäischen Arzneibuchs als Rahmen für die Qualitäts- und Sicherheitskontrollpraktiken eine sinnvolle Maßnahme. Tatsächlich ermutigt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Lebensmittelunternehmer in der EU bereits, das Europäische Arzneibuch, abgekürzt Ph. Eur., bei der Bewertung der Inhaltsstoffe von Nahrungsergänzungsmitteln heranzuziehen. 

Die im Deutschen Lebensmittelverband organisierten Nahrungsergänzungsmittelhersteller haben sich auf einen Kodex ethischer Grundsätze für die Herstellung, Verarbeitung und Vermarktung von Nahrungsergänzungsmitteln verständigt. Darin verpflichten sie sich, 

  • die europäischen Gesetze einzuhalten,
  • sichere und qualitativ hochwertige Produkte zu gewährleisten,
  • faire und ethische Geschäftspraktiken anzuwenden sowie
  • verstärkt Nachhaltigkeitsaspekte und -praktiken in ihre Geschäftstätigkeit zu integrieren und
  • Nachhaltigkeit in allen relevanten Bereichen zu fördern. 

Hier sollten Sie allerdings sehr genau hinschauen, um sich nicht durch sogenanntes Greenwashing in die Irre führen zu lassen. 

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