Glitzer in Lebensmitteln- schön und gesund?

Stand:
Glitzer ist voll im Trend, ob auf Torten oder Cupcakes, in Zahnpasta oder Getränken - alles muss glitzern. Doch woraus besteht Glitzer eigentlich? Ist er überhaupt essbar und kann er im Körper abgebaut werden?
Backen Glitzer
  • Glitzerprodukte mit Azofarbstoffen können die Aktivität und Aufmerksamkeit von Kindern beeinträchtigen
  • Glitzerprodukte enthalten zum Teil Titandioxid. Die EU-Lebensmittelbehörden bewerten es nun als unsicher 
  • Achtung bei Glitzerpulvern aus dem Internet, diese sind nicht immer essbar
  • Glitzer einfach selber herstellen
On

Woraus wird Glitzer hergestellt?

Glitzer für Kosmetik oder zum Basteln gibt es schon lange, doch nun soll er auch essbar sein. Der übliche Glitzer aus dem Bastelladen oder der Kosmetikabteilung ist zu einem großen Anteil aus Plastikpartikeln, Papier, Mineralien (Mica) oder Metall, er ist nicht essbar.
Doch was funkelt in den Lebensmitteln so schön? Es sind die glatten Oberflächen der Träger Zucker, Gelatine, Maisstärke oder Gummi arabicum, die das Licht reflektieren. Die Farbstoffe Titandioxid (E171), Eisenoxid (E172) und Aluminium (E173) verstärken diesen Effekt, da sie die Lichtbrechung durch ihre reflektierenden und silbrig oder golden glänzenden Eigenschaften unterstützen. Damit der Glitzer bunt ist, werden noch Farbstoffe dazugegeben – schon glitzert es in den verschiedensten Farben.

Gummi arabicum

Ist der getrocknete Saft aus Akazienbäumen. Es wird in Lebensmitteln als Verdickungsmittel, Stabilisator und Füllstoff verwendet, zählt zu den Ballaststoffen und gilt als unbedenklich.

Titandioxid

Ist ein Farbstoff, der in vielen verschiedenen Produkten zur Anwendung kommt, beispielsweise in Wandfarbe und Lack, aber eben auch als Zusatzstoff E171 in Lebensmitteln. Zu seiner gesundheitlichen Einschätzung unten mehr.

Eisenoxid

Gilt als unbedenklich, wird vom Körper nicht aufgenommen und ist für Lebensmittel als Zusatzstoff ohne Höchstmenge zugelassen.

Aluminium

Ist ein Farbstoff, der als kritisch angesehen wird. So kann er das Nervensystem, die Fruchtbarkeit und die Knochenentwicklung schädigen, wenn er in großen Mengen aufgenommen wird. Eine Aufnahme entsteht nicht nur durch die Zutat Aluminium in Lebensmitteln, sondern auch beispielsweise durch Aluminiumfolie, die durch den Kontakt mit sauren oder salzigen Lebensmitteln Partikel abgibt, welche dann mitverzehrt werden.

 

Farbstoffe

Häufig werden unbedenkliche Farbstoffe verwendet, doch besonders Produkte aus dem Internet enthalten häufiger sogenannte Azofarbstoffe. Diese Stoffe gelten als allergieauslösend und sind vermutlich an der Auslösung von Asthma und Neurodermitis beteiligt. Sie sollten deshalb nicht in größeren Mengen verzehrt werden. Azofarbstoffe können die Aktivität und Aufmerksamkeit von Kindern beeinträchtigen, die Verwendung muss deshalb immer mit diesem Wahnhinweis gekennzeichnet werden. Für Azofarbstoffe ist bekannt, wie viel man ohne Folgen pro Tag zu sich nehmen kann. Diese Werte können bei Kindern aufgrund des geringeren Gewichtes jedoch leichter erreicht werden, vor allem wenn das Glitzerpuder selbst dosiert wird.
Auch der Farbstoff E 120, das sogenannte Cochenille oder auch echte Karmin wird häufig verwendet. Hierbei handelt es sich um einen Farbstoff aus Schildläusen. Er ist für Vegetarier:innen und Veganer:innen nicht geeignet. Bei empfindlichen Personen kann er allergieauslösend sein.

Ist Glitzer essbar?

Nicht zu verwechseln ist das sogenannte „edible“ (essbar) Glitzer mit dem „non-toxic“ (nicht giftig) Glitzer. Die Verpackungen sind nämlich recht ähnlich. Diese beiden Varianten werden häufig im Internet häufig angeboten. Produkte mit der Aufschrift „edible“ sind essbar, wie es der Name schon sagt, und somit für den Kontakt mit Lebensmitteln geeignet. Das „non-toxic“ Glitzer hingegen ist nicht zum Verzehr geeignet und sollte deshalb sicherheitshalber nicht mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. Es bietet sich zum Basteln an oder für die Dekoration auf einem Buffet.


Worin ist Glitzer?

Glitzer ist in vielen Getränken wie Smoothies oder Likören enthalten. Aber auch bei Backzutaten ist Glitzer gefragt. Ob als Glitzer-Puderzucker, Glitzerschrift, Streusel oder als Puder zum Bestäuben oder Beimengen der einzelnen Backzutaten. Auch im non-food Bereich wie beispielsweise bei Zahnpasta scheint Glitzer gefragt zu sein.


Marktcheck der Verbraucherzentrale Bremen

Die Verbraucherzentrale Bremen hat 2019 einen  Marktcheck  zu Backartikeln mit Glitzer durchgeführt. Dabei wurden von 19 Produkten die Zutatenlisten unter die Lupe genommen. 18 Produkte enthielten Titandioxid und zwei Produkte Azofarbstoffe. Aluminium war in keinem Produkt. Auf drei Produkten, die aus einem Puder bestanden, war ein Hinweis, dass sie nicht eingeatmet werden sollten. Fünf Produkte in Puderform trugen keinen Warnhinweis, was aber aus Sicht der Verbraucherzentrale Bremen wünschenswert wäre. Nicht alle Produkte waren vegetarisch. Vegetarier :innen und Veganer:innen sollten bedenken, dass sich hinter einigen E-Nummern Farbstoffe oder andere Zusatzstoffe tierischen Ursprungs verbergen können. Dazu zählen echtes Karmin, Gelatine, Schellack und Bienenwachs. Sie waren in einigen Produkten verarbeitet.


Was genau ist Titandioxid, ist es bedenklich?

Titandioxid ist ein weißer Farbstoff, der aus Titaneisen gewonnen wird. Hersteller verwenden ihn, um Lebensmittel weiß zu färben oder um Farbschichten von beispielsweise Kaugummi oder Schokolinsen strahlender zu machen. Das Einatmen von Titandioxid stufte der Risikoausschuss der Europäischen Chemikalienagentur bislang als vermutlich krebserregend ein. Die EU-Kommission übernahm diese Einordnung als Gefahrenstoff. Im November 2022 wurde diese Einstufung vom EuG jedoch als falsch beurteilt. Das Einatmen kann vor allem durch Staubentwicklung von Pulvern oder Zerstäubern oder bei anderen Einsatzorten wie Sonnenspray vorkommen.

Die französische Gesundheitsbehörde stufte Titandioxid aufgrund der mangelnden Datenlage 2019 nicht als "unbedenklich" ein und hatte Zweifel an der Sicherheit. Frankreich verordnete, dass im Jahr 2020 für ein Jahr die Verwendung von Titandioxid in Lebensmitteln ausgesetzt wurde. In dieser Zeit sollten weitere Untersuchungen stattfinden. Diese Aussetzung wurde im Januar 2021 für ein weiteres Jahr verlängert.

Seit Mai 2021 gilt der Verzehr von Lebensmitteln mit Titandioxid laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als "unsicher". Der Verdacht auf eine erbgutschädigende Wirkung konnte durch aktuelle Studienergebnisse nicht entkräftet werden. Es gibt für Titandioxid bislang keine festgelegten Mengen, bei denen die tägliche Aufnahme als unbedenklich gilt. Deshalb gilt aktuell noch das „Quantum satis“ Prinzip, was übersetzt bedeutet „so viel wie nötig, so wenig wie möglich".
Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union haben dem Vorschlag der Europäischen Kommission entsprochen und verbieten die Verwendung von Titandioxid in Lebensmitteln ab 2022.  Allerdings gibt es eine Übergangsphase: bis zum 7. August 2022 dürfen Lebensmittel mit Titandioxid in den Verkehr gebracht und bis zum Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums abverkauft werden. Arzneimittel dürfen weiterhin Titandioxid enthalten, bis ein passender Ersatz gefunden wurde.

Gibt es natürlichen Glitzer?

Für Glitzer in Kosmetika wird unter anderem auf Mica zurückgegriffen, hierbei handelt es sich um Mineralien aus der Glimmermineralgruppe. Mica wird mit Oxiden wie Titandioxid beschichtet. Je nach Größe der Partikel glitzert es unterschiedlich stark. Dieses lässt beim Auftragen die Haut dann schimmern. Mica kann natürlich abgebaut oder synthetisch hergestellt werden. Die Lebensmittelüberwachungsbehörde der USA ordnet Perlglanz Pigmente, die auf Mica basieren als essbar ein, in Europa ist es jedoch nicht als Zutat oder Zusatzstoff für Lebensmittel zugelassen.


Essbarer Glitzer kann auch selbstgemacht werden, etwa aus Lebensmittelfarben, die frei von Azofarbstoffen sind, mit Zucker oder Gelatine. Hier sind die Glitzereffekte aber gering. Der Glitzereffekt entsteht durch die Reflektion des Lichtes von den Oberflächen der kleinen Partikel. Titandioxid sorgt dabei für Leuchtkraft und Glanz. Wer auf diese Zutat verzichtet, hat weniger glänzenden Glitzer. Doch Sie können sicher sein, dass der Glitzer unbedenklich ist. Zudem gibt es auch glitzernde Produkte ohne Titandioxid und bedenkliche Farbstoffe.

 

Unser Tipp:

Glitzer mit Zucker und natürlichen Lebensmittelfarben selber machen. Das ist in vielen Fällen günstiger und außerdem ist sichergestellt, dass keine Azofarbstoffe oder weitere bedenkliche Stoffe den Glitzer-Spaß verringern. Dafür die Zutaten einfach vermischen und dünn auf einer glatten Fläche ausstreichen. Nach dem Trocknen klein brechen, dann entstehen glitzernde Stückchen. 

Ratgeber-Tipps

Wie ernähre ich mich bei Magen-Darm-Beschwerden?
Blähungen, Durchfall, Verstopfung und Bauchschmerzen schlagen stark auf unser Wohlbefinden.
Aber woher kommen…
Mercedes GLK auf einem Parkplatz

Diesel-Urteil: Musterklage gegen Mercedes erfolgreich

Der Verbraucherzentrale Bundesverband hatte im Zuge des Diesel-Skandals im Jahr 2021 eine Musterfeststellungsklage gegen die Mercedes-Benz Group AG eingereicht. Das Oberlandesgericht Stuttgart entschied, dass Mercedes Verantwortung für die bewusste Manipulation von Abgaswerten übernehmen muss.
Hausfront mit mehreren Balkonen mit Steckersolarmodulen

Neue Gesetze und Normen für Steckersolar: Was gilt heute, was gilt (noch) nicht?

Für Balkonkraftwerke gelten zahlreiche Vorgaben, die politisch oder technisch definiert sind. Was ist heute erlaubt und was nicht? Verschaffen Sie sich einen Überblick über Änderungen und Vereinfachungen.
Ein Gesundheitsgerät neben dem Wort Aufruf in einem Ausrufezeichen.

Healy: Keine wissenschaftliche Evidenz für Gesundheitsversprechen

Bei den Verbraucherzentralen beschweren sich immer mehr Menschen über das Produkt "Healy". Verkäufer:innen behaupten, das Medizinprodukt würde beispielsweise bei chronischen Schmerzen, Schlafstörungen oder Depressionen helfen. Die Wirksamkeit von "Healy" ist aber nicht wissenschaftlich bewiesen.