Probleme bei der Pflegeversicherung

Pressemitteilung vom
Forsa-Studie zeigt: Weg zu Leistungen der Pflegeversicherung weiterhin mühsam
Senioren schauen sich in einem Pflegeheim mit einer Betreuerin einen Vertrag an.
Angehörige fühlen sich bei der Pflege überfordert
  • Angehörige erleben Antragstellung zum Pfleggrad als belastend
  • Pflegende fühlen sich unsicher und wenig informiert
  • Beratungsangebote werden selten genutzt
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Trotz Verbesserungen bei den Leistungen der Pflegeversicherung ist der Weg dorthin nach wie vor mühsam. Das ist das Ergebnis einer qualitativen Studie, die das Umfrageinstitut forsa im Auftrag der Verbraucherzentralen erstellt hat. „Wir haben vor allem zwei wichtige Erkenntnisse gewonnen“, sagt Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen. „Zum einem erleben pflegende Angehörige die Antragstellung und die Phase, bis der Pflegegrad festgestellt ist, als sehr belastend. Sie fühlen sich unsicher und wenig informiert. Zum anderen nutzen sie Beratungsangebote eher selten.“

 

Durch die Pflegereform vor gut einem Jahr wurden die drei Pflegestufen durch fünf Pflegegrade ersetzt und ein neues Begutachtungsverfahren eingeführt. Seitdem wird der Pflegegrad anhand von Punktwerten ermittelt. Welche Erfahrungen pflegende Angehörige und Fachleute aus ambulanter und stationärer Pflege mit dem Prozess zur Einordnung in einen Pflegegrad machen, untersuchte forsa im Auftrag der Verbraucherzentralen. Das Umfrageinstitut führte Befragungen in drei Fokusgruppen durch. Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben an, dass sie dringenden Informations- und Aufklärungsbedarf haben.

Als wichtige Informationsquelle nannten zahlreiche Befragte das Internet. Allerdings schätzten sie die dort bereitgestellten Informationen als unüberschaubar und eher verwirrend ein. Übereinstimmend äußerten Angehörige von Pflegebedürftigen den Wunsch, von Pflegekassen und Krankenhäusern aktiv beraten und informiert zu werden.

Die Studie macht auch deutlich, dass bestehende Beratungsangebote ihre Zielgruppe häufig nicht erreichen. Die Mehrheit der befragten Angehörigen kannte Pflegeberatungsstellen und Pflegestützpunkte entweder nicht oder nutzte sie nicht. Auch Beratungsgutscheine der Pflegekassen für eine Beratung kannten sie oft nicht.

Ein Kritikpunkt der Befragten galt den Formularen der Pflegekassen. Sie bezeichneten diese häufig als unverständlich und zu komplex. Die befragten Angehörigen wünschten sich beim Ausfüllen der Anträge mehr Unterstützung von den Kassen.

Sehr viel Unsicherheit besteht auch rund um die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung. Viele Befragte befürchteten, in diesem Prozess in eine Prüfungssituation zu geraten. Die Angehörigen wussten nicht, wie sie sich und die Pflegebedürftigen auf den Termin vorbereiten sollten.

Den Begutachtungstermin selbst und das Gespräch mit den Gutachtern erlebte die Mehrheit der Befragten jedoch als angenehm. Auch das neue Begutachtungsverfahren bewerteten sie positiv. Das neue Verfahren berücksichtigt beim Ermitteln des Pflegegrades die individuellen Fähigkeiten des Pflegebedürftigen und nicht mehr den Pflegeaufwand in Minuten.

Fazit aus Verbrauchersicht: Wer bei der Antragstellung und bei der Begutachtung von Pflegeexperten unterstützt wurde, ist deutlich weniger belastet und konnte mit dem Verfahren besser umgehen als Menschen ohne Unterstützung. Teilnehmer, die eine Beratung genutzt hatten, empfanden diese als wichtige Orientierungshilfe und erhielten dadurch einen guten Überblick über den Anspruch von Pflegeleistungen.

Der Tipp der Verbraucherzentrale lautet deshalb: Pflegebedürftige oder ihre Angehörigen sollten rechtzeitig Unterstützung und Hilfe einholen und Beratungsmöglichkeiten nutzen.

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.

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