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So können Sie eine Rente aus einer Geldanlage beziehen

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Erbschaft bekommen, Haus verkauft oder Lebensversicherung fällig? Eine größere Anlagesumme können Sie auch nutzen, um sich selbst eine Rente auszuzahlen. Diese Optionen haben Sie.
Ein Großvater und sein Enkel sitzen auf dem Sofa und werfen Münzen in ein Sparglas

Das Wichtigste in Kürze:

  • Haben Sie Kapital aus einer Lebensversicherung oder dem Verkauf einer Immobilie, können Sie es nutzen, um sich eine Rente auszuzahlen – auch ohne Lebensversicherung.
  • Sichere Renditen von über 2 Prozent sind allenfalls für zehnjährige Sparbriefe erreichbar (Stand: Herbst 2022).
  • Höhere Renditechancen sind zwangsläufig mit höheren Risiken verbunden.
  • Lesen Sie hier welche Möglichkeiten Sie haben, wenn Sie aus einer Anlagesumme eine Zusatzzahlung zur Rente beziehen möchten.
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Wer eine zusätzliche Rente benötigt, dem verkaufen Finanzvermittler in erster Linie private Rentenversicherungen. Doch es gibt auch Alternativen. Wir stellen auch die Möglichkeiten vor, die in den Verkaufsregalen nicht vorne liegen: Von Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung, über Sparbriefe nach dem Baukastenprinzip und Immobilienfonds bis hin zu chancenreichen – aber auch riskanteren – Investitionen mit ETFs am Aktienmarkt.

 

Option 1

Zusätzlich in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen

Wahrscheinlich denken Sie für Ihre Zusatzrente nicht als erstes an die gesetzliche Rentenversicherung. Tatsächlich sind zusätzliche Zahlungen hier meist aktuell rentabler als bei einer privaten Rentenversicherung.

  • Bis zum 45. Lebensjahr können Sie Beiträge für Ausbildungszeiten nachzahlen.
  • Ab dem 50. Lebensjahr können Sie Sonderzahlungen leisten, um eventuelle Rentenabschläge – also Reduzierungen der Rente –  auszugleichen.
  • Wer bislang nicht pflichtversichert ist, darf sich freiwillig versichern.
  • Auch wer schon Rente bezieht, kann unter Umständen noch einzahlen.

In jedem Fall sollten Sie prüfen, ob Sie vielleicht Ihre gesetzliche Rente noch aufstocken können und wollen. Denn die erzielbare Rente ist bei der gesetzlichen Versicherung für denselben Betrag oft höher als bei privaten Versicherern.

Klären Sie Ihre Möglichkeiten am besten im Gespräch mit der Rentenversicherung ab. Beratungen dazu sind bundesweit kostenlos.

Option 1 bietet den Vorteil einer lebenslangen Rente, die unabhängig ist von den Entwicklungen am Kapitalmarkt. Ungewiss bleibt aber, ob und in welcher Höhe die Renten steigen. Es ist kaum ein Jahrzehnt vergangen, ohne dass die Politik eingreifende Reformen der gesetzlichen Rente beschlossen hat. In den letzten Jahren durften sich die Rentner:innern aber über real deutlich gestiegene Renten freuen.

 

Daneben gibt es im privaten Finanzsektor viele weitere Optionen.

Option 2

Eine private Rente bei einem Lebensversicherer abschließen

Private Versicherer bieten gegen Einmalbeitrag eine lebenslange Rente (Leibrente) an. 

  • Die Auszahlung dieser Rente kann entweder sofort beginnen oder zu einem späteren Zeitpunkt.
  • Ihr Kapital wird hierbei vollständig aufgebraucht. Im Fall eines vorzeitigen Ablebens erhalten Erben nicht zwingend das Restkapital sondern nur das, was vertraglich vereinbart wurde (Rentengarantiezeit).
  • Die Versicherer kalkulieren die Rente vorsichtig – und natürlich mit Gewinnmarge. Das bedeutet, dass Sie sehr alt werden müssen, um mehr zurückbekommen als Sie eingezahlt haben.

Beispiel

Sie zahlen mit 65 Jahren einmalig 100.000 Euro bei einem kostengünstigen Lebensversicherer ein.

  • Sie erhalten dafür in etwa 300 Euro garantierte Monatsrente (vor Steuern).
  • Um das eingezahlte Geld über die Garantierente zurückzuerhalten, müssten Sie über 98 Jahre alt werden.

Niemand weiß, wie alt man einmal werden wird. Für die Sicherheit einer lebenslangen Rente müssen Sie sich bei der privaten Leibrente mit eher niedrigen Renten zufriedengeben. Wenn Sie nur einen Teil Ihres Kapitals für eine Leibrente einsetzen, kann sich der übrige Teil aber eventuell noch vermehren (siehe dazu die folgenden Optionen).

 

Option 3

Zinsangebote von Direktbanken: Festgeld oder Sparbriefe mit deutscher Einlagensicherung

Wenn Sie sich informieren (Stiftung Warentest) und bereit sind, zu Direktbanken zu wechseln, erhalten Sie aktuell wieder höhere Zinsen.

  • Die Sicherheit ist nicht geringer als bei einer Bank vor Ort – vorausgesetzt Sie wählen ein Institut mit deutscher Einlagensicherung und begrenzen den Betrag auf 100.000 Euro je Kontoinhaber.
  • Je länger die Laufzeit desto höher die Zinsen.
  • Die Zinsen ändern sich während der Laufzeit nicht. Das ist positiv, falls die Zinsen in Zukunft gleichbleiben oder weiter sinken. Sollten die Zinsen vor Ablauf der Laufzeit wieder steigen, müssen Sie sich aber gedulden bis Sie davon profitieren können.
  • Derzeit werden bei zehnjähriger Laufzeit noch bis zu rund 2,0 Prozent Zinsen angeboten.

Für eine zusätzliche Rente können Sie hier das Baukastenprinzip anwenden.

Beispiel

Sie brauchen 300 Euro pro Monat und wollen Ihre Rente auf diese Weise für 20 Jahre absichern. Bei Anlage im Sparstrumpf, das heißt ohne Zinsen, brauchen Sie dazu 72.000 Euro. Alternativ können Sie die 72.000 Euro auch wie folgt aufteilen:

  1. Sie legen 18.000 Euro auf einem Tagesgeldkonto an. Davon zahlen Sie sich 300 Euro monatlich aus. Das reicht für die nächsten 5 Jahre - selbst ohne Zinsen.
  2. Sie legen 18.000 Euro in einem Sparbrief mit einer Laufzeit von 5 Jahren an. Dafür gibt es immerhin noch 2 Prozent Zinsen pro Jahr oder insgesamt gut 1.800 Euro.
  3. Sie legen 36.000 Euro in einem Sparbrief mit einer Laufzeit von 10 Jahren an. Dafür erhalten Sie rund 2,0 Prozent Zinsen pro Jahr oder insgesamt gut 7.200 Euro. Das füllt das Tagesgeldkonto in 10 Jahren wieder auf.

Sie können einen Teil der Geldanlage nach Belieben auf Festgelder und Sparbriefe verteilen. Niemand weiß heute sicher, ob die Zinsen in 5 Jahren höher stehen als heute. Legen Sie sich daher nur so lange fest an, wie Sie sich damit wohlfühlen.

 

Wenn Sie höhere Renditen anstreben, müssen Sie zumindest mit Teilen Ihres Kapitals ein Risiko auf sich nehmen. Dann kommen beispielsweise Immobilienfonds in Frage:

Option 4

Investition in mehrere offene Immobilienfonds

Mit offenen Immobilienfonds können Sie breit gestreut in Immobilien investieren, ohne direkt ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen. Die Fondsgesellschaft vermietet die Objekte und entscheidet darüber, welche Objekte gekauft und wann sie wieder verkauft werden. Sie erhalten die Erträge und haben die Chancen auf Wertsteigerungen, tragen dafür aber auch das Risiko von Wertverlusten.  

  • Bei einer Mischung aus verschiedenen offenen Immobilienfonds waren zuletzt Erträge von rund zwei Prozent erzielbar.
  • Wenn Sie Fonds mit Anlageschwerpunkt Europa bzw. Euro wählen, haben Sie keine bzw. geringere Währungsrisiken als bei Fonds, die in den USA oder Japan anlegen. Dafür verzichten Sie aber auf eine weltweite Streuung.
  • Anbieterauswahl: Wählen Sie Fonds mit einem Fondsvolumen von über 500 Mio. Euro und geringen laufenden Kosten (es gibt Angebote unter 1,2%). Zum Test bei Stiftung Wartentest.
  • Wie bei allen Fonds können Erträge und Kursgewinne nicht garantiert werden!

Besonders wichtig: sollte es zu einem plötzlichen Abzug von Geldern aus einem Immobilienfonds kommen, dann ist eine Fondsschließung möglich. In so einem Fall müssten Sie dann einige Jahre warten bis alle Immobilien aus diesem Fonds verkauft und Sie ausgezahlt werden können. Alternativ wäre in so einem Fall zwar ein Verkauf an der Börse möglich, allerdings dann wohl nur mit Kursabschlägen. Deshalb ist es vorteilhaft, die Anlagesumme stets auf mehrere Immobilienfonds zu verteilen.

 

Auf kurze Sicht mit hohen Wertschwankungen verbunden, aber rückblickend die höchste Rendite konnte man bisher am Aktienmarkt erzielen:

Option 5

Investition in Aktien-ETFs mit Auszahlplan

An der Rendite der Aktienmärkte können Sie sich mittels Indexfonds (ETFs) preiswert und effektiv beteiligen, wenn diese zum Beispiel die Aktienindizes MSCI AC World oder FTSE All-World nachbilden. Darin sind über 3.000 Aktien enthalten. Einzelaktien sind viel riskanter und aktiv verwaltete Fonds viel teurer – und damit in der Regel die schlechtere Alternative.

  • Die Rendite bei Aktien-ETFs setzt sich zusammen aus laufenden Erträgen (Dividendenzahlungen) und Kursveränderungen.
  • Sie können derzeit mit rund zwei Prozent Dividendenrendite rechnen. Die Dividenden schwanken von Jahr zu Jahr längst nicht so sehr wie die Aktienkurse.
  • Die Kursentwicklung ist dagegen unberechenbar. Gehen Sie immer davon aus, dass ein Crash möglich ist, bei dem sich die Kurse zeitweise halbieren. In der Vergangenheit haben sich die Kurse nach solchen Crashs immer wieder erholt. Wenn man Glück hatte, dauerte das nur wenige Monate oder Jahre. Manchmal musste man aber auch zehn bis 15 Jahre warten bis die Kurs nach einem Crash wieder alte Höhen erreicht haben

Statistik

Eine breit gestreute Einmalanlage in weltweite Aktien des MSCI World Index hatte nach 15 Jahren real, das heißt nach Abzug von Inflation und Kosten zwar in 99,3 Prozent aller 15-Jahres Zeiträume seit 1970 positive Renditen. 99 Prozent sind aber nicht 100 Prozent. Und diese Statistik gilt auch nur für Einmalanlagen. Mit unserem Rendite-Rechner können Sie sich über Rendite und Risiko genauer informieren.

Wie können Sie investieren?

Wie Sie vorgehen, wenn Sie Geld in ETFs anlegen möchten, können Sie in diesem Podcast nachhören.  Worauf Sie beim ETF-Kauf achten sollten, lesen Sie hier.

Auszahlplan mit ETFs

Eine Faustformel, die in den USA unter Finanzberatern lange Zeit weit verbreitet war, lautet, dass man sich bei einer gestreuten Aktienanlage vier Prozent der Anlagesumme jährlich auszahlen lassen könne, ohne dass das Kapital auf Dauer aufgezehrt würde. Aber diese Faustformel funktioniert nicht mehr zuverlässig, seitdem die Zinsen so stark gesunken sind. Wenn Sie den Auszahlplan in einer Börsenphase starten, die über zehn Jahre hinweg keine Rendite abwirft, reicht das Geld nicht so lange wie geplant.

 

Fazit: Eine pauschale Lösung gibt es nicht, Ihr Bedarf ist entscheidend!

Welche dieser verschiedenen Optionen für Sie die richtigen sind oder welche Mischung Ihrem Bedarf entspricht, lässt sich pauschal nicht sagen. Es hängt vor allem davon ab, ob Sie zwischenzeitliche Verlustrisiken tragen möchten und wie flexibel Sie an Ihr Geld kommen müssen. Wie auch immer Sie anlegen, den Kaufkraftverlust durch Inflation tragen Sie in jedem Fall, denn eine sichere Geldanlage mit Inflationsausgleich gibt es nicht.  Denken Sie daher auch an einen eventuell steigenden Rentenbedarf bei Ihrer Planung.

Im Einzelfall haben die Alternativen auch erhebliche steuerliche Unterschiede hinsichtlich der Behandlung von Einzahlungen, Erträgen und Auszahlungen sowie der Leistung im Todesfall. Wenn Sie sich dazu bei Banken, Versicherungsvermittlern und Fondsverkäufern beraten lassen, ist wegen ihrer Provisionsinteressen immer eine gesunde Portion Skepsis angebracht.

 

Beratung bei den Verbraucherzentralen

Haben Sie weitere Fragen? Gerne können Sie sich für eine Beratung an die Verbraucherzentralen wenden.