Geschäfte mit der Zinsangst

Schon ein leichter Zinsanstieg bei Immobilienkrediten führt derzeit dazu, dass Verbraucherinnen und Verbraucher meinen, schnell handeln zu müssen. Sie befürchten ansonsten die Chance einer günstigen Immobilienfinanzierung zu verpassen.

• Schließen Sie nur Verträge ab, die Sie wirklich brauchen
• Angst ist ein schlechter Ratgeber und sollte Entscheidungen nicht beeinflussen
• Hinter vielen Verkaufsargumenten stehen wirtschaftliche Interessen

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Die Furcht vor steigenden Hypothekenzinsen führt häufig zu voreiligen Vertragsabschlüssen.
Das nutzen einige Anbieter von entsprechenden Finanzprodukten aus. Insbesondere Hypothekenkredite und Bausparverträge lassen sich wegen der Sorge der Verbraucherinnen und Verbraucher vor steigenden Zinsen gut verkaufen.
Trendwende noch nicht in Sicht
Ein Zeichen dafür, dass die Zinsen wieder steigen werden, wäre es, wenn die Europäische Zentralbank den Leitzins für den Euro-Raum erhöht. „Dieser ist bereits seit Monaten unverändert niedrig. Solange sich daran nichts ändert, dürften sich auch die Zinsen nur unwesentlich verändern“, sagt Barbara Kratz, Baufinanzierungsexpertin bei der Verbrau-cherzentrale Bremen. Daran ändert auch die Entscheidung der amerikanischen Notenbank den Leitzins moderat um 0,25 Prozent zu erhöhen nichts.
Achtung bei Produkten zum Schutz vor steigenden Zinsen
Ein Produkt ist das Forwarddarlehen, dies ist ein Darlehensvertrag, bei dem schon heute die Konditionen für ein Darlehen vereinbart sind, welches erst in der Zukunft ausgezahlt wird. Verbraucherinnen und Verbraucher können damit also ein Darlehen, dessen Zinsbindung in drei Jahren endet, schon heute verlängern. „Aber das lassen sich die Anbieter mit teils kräftigen Zinsaufschlägen bezahlen. Der Darlehensnehmer muss im Schnitt mit 0,02 % oder mehr Zinsaufschlag pro Monat rechnen“, erklärt Kratz. Je länger die Vorlaufzeit ist, desto höher wird später sein Darlehenszins sein. Steigen die Zinsen nicht, hat der Kreditnehmer einen zu teuren Kredit eingekauft.

Ein Bausparvertrag bietet zwar Zinssicherheit, aber um an den günstigen Darlehenszins zu kommen, muss man eine Abschlussgebühr auf die Bausparsumme zahlen und den Vertrag erst einmal über eine lange Zeit mit niedriger Guthabenverzinsung besparen. Wann das Darlehen ausgezahlt wird, hängt von mehreren Faktoren ab. Der Zeitpunkt der Auszahlung wird nicht fest zugesagt. „Wer noch nicht weiß, ob er Wohn-eigentum erwerben möchte, sollte in der Regel lieber auf ein klassisches Sparprodukt wie Bank- oder Fondssparplan setzten“, rät Kratz.
Nichts überstürzen, sondern gut planen
Wer beabsichtigt eine Immobilie zu kaufen, neu zu bauen oder eine Anschlussfinanzierung benötigt, sollte sich nicht zu Vertragsabschlüssen drängen lassen. Die Immobilienfinanzierung ist ein Projekt von großer finanzieller Tragweite und erfordert einen größeren Zeitaufwand. Ob Finanzprodukte wie Bausparvertrag oder Forwarddarlehen sinnvoll sind, gilt es im Einzelfall zu überprüfen.
WER DEN NEUBAU, DEN ERWERB EINER IMMOBILIE ODER EINE ANSCHLUSSFINANZIERUNG PLANT, SOLLTE SICH GUT BERATEN LASSEN.
Die Verbraucherzentrale Bremen bietet hierzu persönliche Beratung an. Telefonische Terminvereinbarungen sind unter Telefon (0421) 160 777, per E-Mail unter: info@vz-hb.de, oder direkt online über unsere Homepage www.verbraucherzentrale-bremen.de möglich.

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.

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