- Interview mit Alexander Kmita, Geschäftsführer swb Vertrieb, gesprochen.
- Verhinderung von Stromsperren hat große Priorität
- Energiebudgetberatung kostenlos bei der Verbraucherzentrale
Stichwort "Stromsperre". Wie viele Bremerinnen und Bremer waren im vergangenen Jahr davon betroffen?
Kmita: Für 2019 liegen uns aktuell noch keine Auswertungen vor. Wir können aber bereits sagen, dass sich die Anzahl der Sperren um rund 23 Prozent reduziert hat, seit der Runde Tisch mit seiner Arbeit begonnen hat. In Zahlen heißt das: Gab es 2015 in Bremen noch 7.370 Sperren, so reduzierte sich deren Zahl bis Ende 2018 auf 5.581. Die Anzahl der betroffenen Privathaushalte im Land liegt mit 4.369 in 2018 deutlich darunter.
Wann droht eine Stromsperre und wie können Kundinnen und Kunden das verhindern?
Kmita: Nach § 19 der Strom Grundversorgungsverordnung (Strom GVV) ist ein Energieversorger berechtigt, die Stromversorgung zu unterbrechen, wenn der Kunde mit mindestens 100 Euro im Zahlungsrückstand ist. Ist ein Kunde aus welchen Gründen auch immer nicht in der Lage, den monatlichen Abschlagsbetrag rechtzeitig und vollständig zu bezahlen, sollte er sich auf jeden Fall mit swb in Verbindung setzen. Häufig findet sich bereits im Gespräch eine Lösung. Viele Kunden haben, ohne es zu wissen, Anspruch auf Transferleistungen. Sie sollten sich darum immer an die entsprechenden Träger (Jobcenter, Sozialbehörde) wenden. Dort erhalten sie mitunter auch finanzielle Unterstützung oder ein Darlehen.
Welche Maßnahmen zur Reduzierung der Stromsperren hat swb vor der Kooperation bereits unternommen?
Kmita: Auch vor dem Runden Tisch gab es regelmäßige Treffen mit den Jobcentern und der Sozialbehörde. Mit Gründung des runden Tischs wurde der Teilnehmerkreis auf etwa 20 Hilfs- und Beratungsorganisationen erweitert, um die Zusammenarbeit strukturierter und professioneller zu gestalten.
Wie ist es zur Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale Bremen gekommen?
Kmita: Die Verbraucherzentrale gilt in Deutschland grundsätzlich als neutrale und unabhängige Instanz mit einer hohen Beratungskompetenz. Die Verbraucher bringen ihr großes Vertrauen entgegen. Deshalb war es uns wichtig, auch sie zur Mitarbeit am Runden Tisch zu gewinnen. Die Arbeit des Runden Tischs hat schnell verdeutlicht, dass ein Gesamtblick auf die Situation des betroffenen Kunden notwendig ist, um ihm wirklich zu helfen. Denn Kunden, die ihre Stromrechnung nicht bezahlen, haben allzu häufig noch weitere, darüberhinausgehende Schwierigkeiten und Schulden. Die Verbraucherzentrale ist in der Lage, die finanzielle Situation, aber auch den Energieverbrauch der Kunden zu bewerten und Hilfe zu organisieren.
Die Möglichkeit des ganzheitlichen Ansatzes ist durch die Energiebudgetberatung möglich geworden, eine Hilfsmaßnahme, die wir im Rahmen einer Kooperation gerne unterstützen.
Welche Auswirkungen hat die Kooperation für Sie?
Kmita: Jede verhinderte Sperre nutzt nicht nur den Kunden, sondern ist auch für swb gut, weil sich dann der administrative Aufwand bei swb reduziert. Anders als die swb-Kundenberater können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verbraucherzentrale in ihrer Beratung viele Facetten mehr ansprechen und berücksichtigen. Sie können Termine vereinbaren, zum Beispiel mit dem Jobcenter, können für den betroffenen Haushalt eine Energieberatung vor Ort organisieren, und Vieles mehr – alles Dinge, die die Mitarbeiter im swb-Kundencenter im Rahmen ihrer Arbeiten nicht leisten können.
Und wie wird es weitergehen?
Kmita: In unseren Augen haben sich die Energiebudgetberatung und die Zusammenarbeit bewährt. Einer Fortsetzung steht aus unserer Sicht nichts im Wege.
Die Verbraucherzentrale Bremen bietet in Kooperation mit swb Vertrieb Verbraucherinnen und Verbrauchern Hilfe bei Problemen mit der Bezahlung von Energierechnungen und bei einer drohenden Energie- oder Wassersperre an. Betroffene können sich zu den Öffnungszeiten an die Beratungsstellen der Verbraucherzentrale Bremen in Bremerhaven und Bremen wenden. Eine Terminvereinbarung ist nicht erforderlich, die Beratung ist kostenfrei.