Neben SMS und E-Mail gibt es auch andere Messenger-Apps als Alternative zu WhatsApp. Die Verbraucherzentralen empfehlen generell solche Messenger zu verwenden, die weder Nachrichteninhalte noch andere Daten ihrer Nutzer zu Werbezwecken speichern und analysieren oder weitergeben.
Was sind Metadaten?
Als Metadaten bezeichnet man Daten, die Informationen über andere Daten enthalten. Bei Messengern sind Metadaten zum Beispiel folgende Informationen:
- Wann hat ein:e Nutzer:in eine Nachricht geschrieben und verschickt?
- An wen wurde die Nachricht geschickt?
- Wann wurde die Nachricht geöffnet?
- Wie groß war der Inhalt der Nachricht?
- Welchen Personen schreibt ein:e Nutzer:in wie oft?
Welche Messenger wir uns angesehen haben – und welche nicht
Wir haben uns Anfang 2022 verschiedene Apps diverser Anbieter angesehen und grundlegende Funktionen sowie Aussagen der Betreiber zum Datenschutz verglichen. Dabei haben wir nur kommerzielle Apps berücksichtigt, die
- für die am stärksten verbreiteten Betriebssysteme (iOS und Android) verfügbar sind,
- zum Zeitpunkt des Tests in den offiziellen Stores für Android und iOS verfügbar waren,
- als reine Messenger gelten (also keine Apps mit zusätzlicher Nachrichtenfunktion wie Instagram oder TikTok),
- Ende-zu-Ende-Verschlüsselung mindestens einstellbar anbieten und
- gemessen an der Nutzerzahl möglichst eine gewisse Verbreitung in Deutschland erreicht haben oder deren Betreiber ihren Firmensitz in Deutschland haben.
Die vor allem bei Jugendlichen beliebte App Snapchat fällt damit schon raus, weil sie keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung anbietet. Nachrichteninhalte könnten somit also zum Beispiel vom Anbieter gelesen werden. Der Ende-zu-Ende-verschlüsselte Dienst iMessage ist wiederum nur für Apple-Geräte verfügbar.
Nicht berücksichtigt haben wir Aspekte neben den Datenschutzbestimmungen, zum Beispiel: Wie schnell ist die App und wie stabil sind die Server? Wie nutzerfreundlich ist die App im Detail gestaltet?
Weitgehend anonym nutzbare Messenger
Bei der Frage nach einer möglichst anonymen Nutzung geht es an dieser Stelle nicht darum, ob Sie gegenüber anderen Nutzern anonym bleiben können, sondern ob das auch gegenüber dem Anbieter möglich ist. In unserem Vergleich sind Ginlo und Threema die einzigen Messenger, der ohne eigene personenbezogene Angaben wie E-Mail oder Handynummer einsatzfähig sind.
Ginlo
Nachfolger der Messenger-App SIMSme der Deutschen Post. Die ginlo.net GmbH sitzt in München und schreibt in der Datenschutzerklärung, keine Daten an Server außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums zu übertragen. Zur Nutzung muss nur ein Anzeigename angegeben werden, der auch ein Emoji sein kann. Zugriff auf gespeicherte Kontakte ist möglich, aber nicht zwingend erforderlich. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist Standard. In jedem Chat kann für einzelne Nachrichten separat die Selbstzerstörung in mehreren Zeitstufen gewählt werden. Nachträgliches Löschen verschickter Nachrichten ist auch möglich – allerdings werden die Nachrichten nicht beim Empfänger gelöscht, sondern nur im eigenen Chat. In Gruppen wird man nicht direkt von anderen aufgenommen, sondern erhält standardmäßig eine Einladung, die man ablehnen oder annehmen kann. Dies bietet Ginlo als einziger Messenger in unserem Vergleich.
Threema
Threema vergibt eine zufällig generierte ID, unter der Sie für andere angezeigt werden. Sie können auf Wunsch einen eigenen Namen angeben. Die Anbieterin Threema GmbH hat keine ausufernde Datenschutzerklärung und beschreibt vieles auf den Hilfeseiten. Demnach speichert sie nach eigener Angabe Ihre Telefonnummer und/oder E-Mail-Adresse nur auf Wunsch und jeweils verschlüsselt ("gehasht"), um das Auffinden und die Erkennbarkeit zu erleichtern. Außerdem können die Telefonnummern bzw. E-Mail-Adressen Ihrer Kontakte abgeglichen werden, um Freunde zu finden. Hierzu werden die Daten aus dem eigenen Adressbuch nicht dauerhaft gespeichert, sondern es erfolgt ein Abgleich über einen temporären Hash (eine Verschlüsselungs- bzw. Pseudonymisierungs-Technik). Threema bekommt das Adressbuch mit E-Mail-Adressen und Telefonnummern von Freunden also nur anonymisiert und verspricht, sie zu keinem Zeitpunkt auf einen Datenträger zu schreiben und sofort wieder zu löschen.
Messenger mit Nutzerregistrierung
Facebook-Messenger
Der Messenger setzt entweder ein Profil bei Facebook oder die Angabe einer Handynummer voraus. Andere Nutzer können Sie möglicherweise an Ihrem Namen erkennen – in seinen Nutzungsbedingungen verlangt Facebook die Angabe des echten Namens in Profilen. Das darf es nach zwei Urteilen des Bundesgerichtshofs (BGH) vom Januar 2022 nicht mehr pauschal machen (Az. III ZR 3/21 und III ZRW 4/21). Den Zugriff auf gespeicherte Handykontakte fordert der Messenger zwar an, er kann aber auch ohne diese Erlaubnis genutzt werden. Standardmäßig gibt es keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Chats. Für Unterhaltungen mit nur zwei Teilnehmern kann eine Verschlüsselung aktiviert werden. Für Gruppenchats und (Video-)Telefonate hat Betreiber Meta die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung im Januar 2022 angekündigt und zur Verfügung gestellt. Außerdem sollen Anwender:innen einen Hinweis erhalten, wenn jemand im verschlüsselten Chat einen Screenshot von selbstzerstörenden Nachrichten aufnimmt.
Betreiberin des deutschen Facebook-Messengers und des Netzwerks Facebook ist die Meta Platforms Ireland Limited. Facebook gibt in seiner Datenschutzerklärung an, dass "Inhalte, Kommunikationen und sonstige Informationen" erfasst werden. Dazu gehöre auch der Nachrichtenaustausch bzw. das Kommunizieren mit anderen. Die Informationen verwendet Facebook nach eigenen Angaben unter anderem für die Auswahl von Werbung, die auf die Nutzerinteressen ausgerichtet ist. Auch bei einer aktivierten Verschlüsselung im Einzelchat fallen so genannte Metadaten an, die ebenfalls zur Personalisierung genutzt werden können.