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Standortdaten auf dem Smartphone: 4 Tipps für Datenschutz-Einstellungen

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Ihr Handy weiß genau, wo Sie sind. Viele Unternehmen auch. Erfahren Sie, wie Sie Ihre Bewegungsdaten schützen können, ohne auf Maps und Co. zu verzichten.
Eine junge Frau wartet an einer Bushaltestelle und schaut auf ihr Handy

Das Wichtigste in Kürze:

  • Navigationsapps und andere Anwendungen erstellen Bewegungsprofile.
  • Auch Ihr Handy selbst zeichnet Ihren Standort mit.
  • Für Unternehmen sind Ihre Bewegungsdaten wertvoll.
  • In unseren Tipps zeigen wir , wie Sie Ihre Einstellungen wieder auf "Privatsphäre" setzen.
     
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Kartenlesen war früher

Vielleicht erinnern Sie sich noch: Damals in den 90ern. Sie auf dem Weg in den Familienurlaub – hinten auf der Rückbank mit CD-Player, Gummibärchen und Spucktüte. Vorne: die Eltern. Vater am Steuer, Mutter mit Routenatlas in der Hand. "Dieter, du hättest hier abbiegen müssen." Genervtes Seufzen, nach 300 Kilometern der erste handfeste Wegfindungsstreit.

Der Algorithmus findet den schnellsten Weg

Diese Zeiten sind vorbei. Heute wird bereits an der optimalen Fahrt getüftelt, bevor der erste Koffer im Auto landet. Digitale Navigationssysteme machen es möglich. Sie berechnen den besten Weg von A nach B. Oder genauer: Der Algorithmus berechnet den Weg. Das ist gar keine so einfache Aufgabe, jedenfalls für einen Menschen. Denn um zum Beispiel von Gießen nach Halle zu kommen, gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, verschiedene Strecken und Knotenpunkte, die alle irgendwie zum Ziel führen.

Welcher Weg der Schnellste ist, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Während früher Mutter und Vater gebannt dem Verkehrsfunk lauschten, rechnen moderne Navigationssysteme in Echtzeit. Das bedeutet: Sie kennen nicht nur theoretisch den schnellsten Weg. Sondern auch praktisch. Streckensperrung, Stau, Baustelle – all das fließt in die Wegberechnung mit ein. Wenn sich unterwegs herausstellt, dass eine eingeschlagene Route nicht mehr die schnellste ist, werden Sie umgelenkt.

Routenapps sind Datensammler

Moderne Navigationssysteme bieten eine Menge Komfort. Es ist einfacher geworden, sich in unbekannten Gegenden zu orientieren und schneller ans Ziel zu kommen. Staus sind vermeidbarer als früher. Aber woher wissen die Routenplaner von heute, dass es auf der A2 gerade nur langsam vorwärts geht? Die Antwort ist einfach: Aus den Daten der Nutzerinnen und Nutzer. Wenn Sie bei Ihrem Navigationsgerät einen roten Streckenabschnitt sehen, bedeutet das aus Datenperspektive: Hier kommen gerade nur sehr viele Handys ganz langsam voran. Während Sie ein Navigationssystem nutzen, wird Ihre Bewegung aufgezeichnet und die dadurch gewonnenen Informationen wandern zurück ins Netz. Zwar in anonymisierter Form (niemand kann sehen, dass Sie, Clara, 33 Jahre, aus Gießen gerade im Stau stehen). Aber trotzdem.

Der Künstler Simon Weckert sorgte übrigens Anfang 2020 für großen Wirbel, als er mit 99 Smartphones im Handkarren in Berlin einen Stau auf Google Maps erzeugte – auf leergefegten Straßen wohlgemerkt.

Ihr Handy – eine Bewegungsdatengoldgrube

Wenn Sie unterwegs sind, zeichnen nicht nur Routenapps Ihre Bewegungsdaten auf. Andere Apps wie zum Beispiel Fitness-Apps, Wetter-Apps, Social Media-Apps wie Facebook oder TikTok und auch der Google-Standortdienst bei Android-Handys können mitschneiden, wo Sie sich gerade befinden. Für Unternehmen ist die Kenntnis darüber, wo Sie sind, mit wem Sie sind und was Sie machen, wertvoll. Viele Menschen fühlen sich durch das Wissen, dass Unternehmen jede Menge über sie wissen, auch gar nicht besonders gestört.

Bewegungsprofile in falschen Händen

Wer vielen Programmen und Unternehmen erlaubt, Bewegungsprofile anzulegen, sollte sich bewusst machen, dass zum Beispiel Facebook wahrscheinlich nicht nur weiß, wo Sie gerade sind. Sondern auch mit wem Sie Ihre Zeit verbringen und ob Sie der Person nahestehen. Aus den Bewegungsdaten und den anderen Metadaten, die das Unternehmen aus Facebook, WhatsApp und Instagram zieht, kann es so etwas wie eine Persönlichkeitsanalyse von Ihnen erstellen. Der Ort, an dem Sie sich gerade aufhalten, ist darin nur ein Mosaikstein.

Und damit noch nicht genug: Stellen Sie sich vor jemand verschafft sich illegal Zugang zu Ihrem Gerät oder Ihrem Google- oder Facebook-Account. Und kann dann plötzlich auslesen, wo Sie joggen, einkaufen, wohnen, wo Ihre Freunde wohnen oder welche Kita Ihre Kinder besuchen. Der oder die wüssten dann auch, wann Sie zuhause sind oder in Urlaub. Spätestens diese Vorstellung löst bei vielen Menschen Bauchgrummeln und Unwohlsein aus. Und dass Daten, die auf einem Server liegen, immer wieder in falsche Hände geraten, ist keine Neuigkeit. Sondern eher eine Frage der Zeit.

Was also tun?

Schützen Sie Ihre Bewegungsdaten

Es gibt viele gute Gründe, warum Sie Ihre Bewegungsdaten schützen sollten. Aber keine Sorge, den Kartenatlas müssen Sie dafür nicht wieder rausholen. Wir zeigen, wie Sie mit wenigen Handgriffen schon deutlich weniger über Ihren Aufenthaltsort verraten.

Tipp #1: Ortungsdienste anpassen

Verschiedene Apps auf Ihrem Handy nutzen Ihre Standortdaten. Das tun sie in der Regel, um Ihnen mehr Komfort zu bieten. Sie zeigen an, welche Restaurants und Supermärkte in der Nähe sind. Oder wo Sie die nächste Bushaltestelle, einen nahe liegenden Abflughafen oder den nächste Co-Working-Space finden. Sie berechnen, wie weit Ihre Joggingstrecke ist, sagen das Wetter an Ihrem Aufenthaltsort voraus, präsentieren Ihnen freie Wohnungen in der Umgebung oder markieren, wo Sie ein bestimmtes Foto geschossen haben. Auch Streaming-Anbieter möchten wissen, wo Sie sind. Denn wer in Frankreich Netflix schaut, dem werden andere Inhalte gezeigt als in Deutschland.

Wahrscheinlich wissen Sie gar nicht genau, welche App auf Ihrem Handy was darf. Aber das können Sie ganz einfach nachsehen. Wenn Sie ein Android-Handy haben, können Sie zum Beispiel dieser Anleitung folgen, um die Ortungsdienste der einzelnen Apps einzusehen und einzustellen. In der Regel sind dafür nur wenige Klicks und Swipes notwendig.

Bei Apple-Smartphones und iPads mit iOS können Sie in den Einstellungen (graues Rad) den Button "Datenschutz" suchen (weiße Hand auf blauem Untergrund). Dort gibt es einen Unterpunkt "Ortungsdienste". Wenn Sie darauf klicken, sehen Sie, welche App wie viel Zugriff auf Ihre Bewegungsdaten hat. Dort können Sie auch recht einfach einstellen, was möglich sein soll. Eine genauere Anleitung finden Sie bei Apple selbst.

Tipp #2: Historie in Navigationsapps löschen

Wenn Sie für die Routenplanung unterwegs eine Navigationsapp oder den Bordcomputer im Auto benutzen, ist es gut, wenn Sie immer mal wieder Ihre bisherigen Suchanfragen löschen. Die Informationen darüber werden von der Software ins Netz hochgeladen und gespeichert. Wenn Sie sich mit anderen ein Auto teilen, löschen Sie die Suchanfragen im Bordcomputer am besten direkt.

Wenn Sie bei Google Maps mit einem Account angemeldet sind, haben Sie noch weitere Möglichkeiten. In den Einstellungen der App finden Sie die Funktion "Meine Zeitachse". Da können Sie sehen, wo Sie waren und Ihren Verlauf löschen. Wenn es Ihnen lieber ist, haben Sie dort auch die Möglichkeit, die Erfassung von besuchten Orten generell zu deaktivieren. Die Einstellungen und den Unterpunkt "Meine Zeitachse" erreichen Sie über den bunten Kreis mit Ihrem Bild oder Ihrem Anfangsbuchstaben oben rechts im Display.

Tipp #3: Systemfunktionen anpassen

Nicht nur die Apps in deinem Handy nutzen Ihren Standort, auch Ihr Handy selbst benötigt für manche Funktionen Standortdaten. Dazu zählen zum Beispiel die automatische Zeitzonenerkennung, die Suchfunktion für verlorengegangene Geräte oder der Kompass. Die Systemfunktionen greifen in der Regel auf Satellitendaten (GPS) zurück, um Ihren Aufenthaltsort zu bestimmen. Sie finden, weniger ist hier mehr? Dann haben Sie zumindest bei Apple-Geräten die Möglichkeit, den Standortzugriff für einzelne Funktionen anzupassen. Allerdings sollten Sie sich vorab informieren, welchen Zugriff Sie genau verweigern möchten. Lehnen Sie für alle Systemfunktionen die Standorterhebung pauschal ab, kann es passieren, dass Sie Ihr Handy nicht mehr wie gewohnt nutzen können. Informieren Sie sich dazu auf der Webseite des Geräteherstellers.

Um die Systemfunktionen anzupassen, rufen Sie über die Einstellungen (graues Rad) den Button "Datenschutz" auf (weiße Hand auf blauem Untergrund). Dort gibt es einen Unterpunkt "Ortungsdienste". Ganz unten in den "Ortungsdiensten" finden Sie einen Unterpunkt "Systemdienste".

Bei Android-Smartphones haben Sie diese Einstellungsoption aktuell leider nicht. Das hat auch damit zu tun, dass Google mit den Daten der Android-Geräte Geld erwirtschaftet.1

Tipp #4: Handy aus

Nehmen wir mal an, Sie haben die Ortungsdienste ausgeschaltet. Dann bedeutet das, dass keine App mehr Ihre Bewegungsdaten mitschneidet und nutzt. Das heißt aber nicht, dass Sie über Ihr Handy nicht mehr geortet werden können oder dass niemand von Ihrem Aufenthaltsort weiß. Denn damit Sie überhaupt telefonieren oder surfen können, verbindet Ihr Handy sich mit einem Funkmasten in der Nähe. Ihr Mobilfunkanbieter hat Kenntnis darüber, in welcher Funkzelle Sie sich befinden. Das ist zwar keine metergenaue Standortbestimmung. Aber für das Unternehmen bleibt nachvollziehbar, in welchem Radius um einen Funkmasten herum Sie sich aufhalten. Wenn Sie sich wirklich ungeortet fühlen möchten, hilft nur eins: Handy aus.