- Verbraucherzentrale Bremen verzeichnet starken Zuwachs an Anfragen
- Beratungsangebot inhaltlich als auch zeitlich ausgebaut
- Verbraucherinnen und Verbraucher stehen vor neuen Fragen etwa zur Versorgungssicherheit, dem Vertragsrecht oder Gutscheinlösungen
Die Corona-Krise trifft viele Verbraucherinnen und Verbraucher hart und stellt sie vor immense Probleme. Die bedrohliche Krise verunsichert die Bremerinnen und Bremer: Kurzarbeit, Jobverlust und ein unsicherer Ausblick in die Zukunft. Die Mitarbeitenden der Verbraucherzentrale Bremen sind im Dauereinsatz und haben auf ihren Serviceseiten Informationen zu den wichtigsten Fragen zusammengestellt. Einige typische Beispiele stellen wir hier vor.
Viele Menschen haben wegen Corona weniger Einkommen, sind in Kurzarbeit oder fürchten den Jobverlust und wenden sich hilfesuchend an die Verbraucherzentrale Bremen. „Die persönliche Beratung ist gerade jetzt wichtig“, sagt Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen. „Wir wissen um die Sorgen, Ängste und Nöte der Bremerinnen und Bremer und stehen ihnen beratend, informierend und unterstützend zur Seite. Persönlich, telefonisch und online.“ Seit Beginn der Pandemie haben sich die Anfragen teilweise verdreifacht. „Nicht nur diese Zahlen zeigen uns, wie wichtig Verbraucherschutz gerade in der Krise ist“, so Annabel Oelmann. Besonders nachgefragt sind die Themen Reiserecht, Digitales und Stromsperren.
Flugreisen immer noch Thema
Viele Verbraucherinnen und Verbraucher warten immer noch auf die Kostenerstattung ihrer Flugreise, die sie wegen der Pandemie nicht antreten konnten. „Viele Betroffene kommen zu uns, da sie bis heute noch keine Erstattungen erhalten haben. In diesem Fall sollten sie ihrem Reiseunternehmer eine letztmalige Frist zur Nacherfüllung setzen, am besten per Einschreiben“, rät Annabel Oelmann.
Trotzdem regieren viele Anbieter nicht oder fordern Verbraucher auf den Rechtsweg zu beschreiten, um zu ihrem Recht zu kommen.
„Bei den Verbrauchern ist der Frust über diese Hinhaltetaktik inzwischen deutlich zu spüren“, sagt Annabel Oelmann. Und bei allem Verständnis für die Situation der Anbieter – Kundenrechte müssen auch in der Krise gewahrt werden.
Fake-Shops im Internet nehmen zu
Viele Verbraucherinnen und Verbraucher erledigen ihre Einkäufe nicht mehr vor Ort, sondern bestellen im Internet, weil sie sich so besser vor Ansteckungen schützen können oder weil Waren im stationären Handel ausverkauft sind.
Eine Bremer Verbraucherin ist auf einen Fake-Shop im Internet reingefallen. Der Shop verfügte sogar über ein gefälschtes Impressum. Die Verbraucherin wählte ihre Ware anhand von Fotos auf den Internetseiten des Shops aus und entschied sich als Zahlungsart für „Vorauszahlung“, weil dort die Wartezeit bis zur Lieferung als besonders kurz angegeben war. Dann überwies sie 490 Euro. Als die Lieferung nach zwei Wochen nicht erfolgt war und sich die im Impressum zur Kontaktaufnahme angegebene Telefonnummer als nicht vergeben erwies, wendete sich hilfesuchend an die Verbraucherzentrale Bremen.
„Bei einer Überweisung lässt sich das Geld nicht mehr zurückholen. Genau das ist der Grund, warum die Betreiber von Fake-Shops diese Zahlungsart anbieten,“ erläutert Annabel Oelmann. Manchmal wird den Verbrauchern auch vorgespielt, dass noch andere Zahlungsarten zur Auswahl stünden. Erst wenn man dann versucht, diese auszuwählen, meldet die Seite einen Fehler und stellt die ausgewählte Zahlungsart als gegenwärtig nicht verfügbar dar. Die Verbraucherin blieb auf ihren Schaden sitzen.
Verbraucherzentrale Bremen stärkt und unterstützt
„Um Verbraucherinnen und Verbraucher besser zu schützen, setzen wir auf Information und Aufklärung“, so die Vorständin. „Mit Online-Seminaren, Webseitentexten und Warnungen in Social Media machen wir auf solche Fallen aufmerksam und arbeiten stark präventiv.“
Die Verbraucherzentrale Bremen fordert, dass Verbraucherinnen und Verbraucher in der Corona-Krise stärker unterstützt werden. Die Politik muss Ungleichgewichte zwischen Unternehmens- und Verbraucherinteressen auflösen und Hilfspakete zur Stärkung von Verbrauchern als wichtigen Impuls für eine Belebung der Gesamtwirtschaft verstehen. Da die verfügbaren Einkommen vieler Verbraucher sinken, sind wirksame Regeln gegen Kostenfallen, eine Beschränkung der Vorkasse bei Reisen und mehr Wettbewerb im Online-Handel nötig.
Stromsperren
Stromsperren wurden bis Ende Juni ausgesetzt. „Seit Juli wenden sich sehr viele Betroffene an uns. Bei einer angedrohten Stromsperre ist schnelles Handeln wichtig. Kommen Sie am besten sofort in die kostenlose Energiebudgetberatung der Verbraucherzentrale“, rät Annabel Oelmann. Eine Abschaltung zu verhindern ist leichter, als den Anschluss wieder freizuschalten, der schon gesperrt ist.
„Gerne helfen wir Ihnen auch langfristig, wie und wo Energie und die damit verbundenen Kosten im Alltag eingespart werden können.“
Die Verbraucherzentrale empfiehlt, die Rechnungen für Strom, Heizung und Miete immer vorrangig zu bezahlen. Wichtig sei auch, dass die Abschlagszahlungen zum Stromverbrauch passen. Sonst drohen teure Nachzahlungen. Wer regelmäßig die Zählerstände abliest, kann mitverfolgen, ob der Verbrauch steigt und möglicherweise mehr Geld für die Rechnung benötig wird.
Serviceseite zu Fragen rund um Corona
Trotz erschwerter Corona-Bedingungen erhalten die Betroffenen kompetente und unabhängige Hilfe sowie rechtliche Beratung bei der Verbraucherzentrale Bremen. “Um der anhaltenden starken Nachfrage nachzukommen, haben wir unser digitales Angebot ausgebaut und sind weiterhin sowohl persönlich, telefonisch als auch per E-Mail erreichbar“, so Annabel Oelmann. „Aktuelle Informationen spielen wir auch über unsere Facebook- und Twitter-Accounts.“
Für Fragen, die in unmittelbaren Zusammenhang von Corona stehen, sind die wichtigsten Informationen auf der Serviceseite: vz-hb.de/corona zusammengestellt. „Die Verbraucherinnen und Verbraucher können in dieser schwierigen Zeit auf uns zählen“, betont Annabel Oelmann.