Per DNA-Probe zur Strandfigur – ist personalisierte Ernährung sinnvoll?

Pressemitteilung vom
Klingt fast zu schön um wahr zu sein – überflüssige Pfunde purzeln allein durch eine auf die eigenen Darmbakterien abgestimmte Lebensmittelauswahl. Sind wir alle nur eine Bakterienprobe vom Wunschgewicht entfernt? Die Verbraucherzentrale Bremen klärt auf.
Mit DNA Analyse zur Traumfigur, Verbraucherzentrale Bremen
  • Anbieter von personalisierter Ernährung versprechen das Wunschgewicht durch maßgeschneiderte Ernährungspläne zu erreichen
  • Die Wissenschaft ist noch nicht so weit, um klare Handlungsempfehlungen geben zu können
  • Problem Datenschutz – oft ist unklar, was mit sensiblen Daten wie DNA-Proben passiert
  • Häufig werden zu einer personalisierten Diät Nahrungsergänzungsmittel empfohlen, das ist teuer und zumeist überflüssig
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Klingt fast zu schön um wahr zu sein – überflüssige Pfunde purzeln allein durch eine auf die eigenen Darmbakterien abgestimmte Lebensmittelauswahl. Sind wir alle nur eine Bakterienprobe vom Wunschgewicht entfernt? Die Verbraucherzentrale Bremen klärt auf.

„Personalisierte Ernährung“ bezeichnet eine Ernährungsweise, die auf Parameter wie DNA, Blutwerte oder die Darmbakterien abgestimmt sein soll. „Häufig nehmen Interessierte dazu in einem Selbsttest Proben von Speichel, Blut oder Stuhl und senden diese an einen Anbieter. Die Anbieter werten die Proben aus und formulieren – teilweise ohne wissenschaftliche Grundlagen – Ernährungsempfehlungen“, berichtet Annabel Dierks, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bremen. Und das lassen sie sich natürlich auch gut bezahlen.
Zwei Körper können nach der Aufnahme gleicher Lebensmittel unterschiedlich reagieren. So steigt beispielsweise der Blutzuckerspiegel nach einer Portion Eiscreme auch bei gesunden Personen nicht unbedingt identisch an. Anbieter von sogenannter „personalisierter Ernährung“ versuchen auf dieser Grundlage Aussagen zu machen, mit welchen Lebensmitteln ihre Kund:innen am besten Gewicht verlieren werden. 

Und noch mehr: Eine spezielle Lebensmittelauswahl, genau abgestimmt auf den jeweiligen Menschen, soll Krankheiten wie starkes Übergewicht, Bluthochdruck oder Diabetes vorbeugen oder bekämpfen. „Die teilweise sehr strikten Diäten verbieten bestimmte Produkte und schreiben dubiose Ernährungspraktiken vor“, kritisiert Annabel Dierks.

Im Gegensatz dazu berücksichtigt die professionelle, individuelle und zertifizierte Ernährungsberatung gesicherte Daten wie Körpergröße, Tagesablauf, Tätigkeit, Erkrankungen, Vorlieben und Essgewohnheiten usw. für ihre Ernährungsempfehlungen.

Studienlage ist unzureichend

Zu dem Themengebiet laufen in der Forschung aktuell viele Untersuchungen. Doch bislang gibt es keine Ernährungsempfehlungen aufgrund einer bestimmten Zusammensetzung der Darmbakterien oder der Unterschiede in der DNA. „Die Datenlage ist unzureichend und häufig nicht eindeutig. Daraus Empfehlungen abzuleiten ist sehr unsicher“, gibt Annabel Dierks zu bedenken.

Datenschutz? Ja bitte!

Wenn es um sensible persönliche Daten wie die Krankengeschichte und die eigene DNA geht, müssen Anbieter den Datenschutz besonders beachten. Wie die Anbieter dieser Diäten mit den Daten verfahren, ist jedoch oft unklar. Verbraucher:innen müssen also wissen, dass die Speicherung und Weitergabe ihrer Daten datenschutzrechtlich bedenklich ist.

Teure Angelegenheit und neue Vertriebsmethode für Nahrungsergänzungsmittel

In der Hoffnung endlich ein Mittel gegen ihre Erkrankung oder die Corona-Pfunde gefunden zu haben, zahlen Betroffene Beträge von mehreren hundert Euro für die speziellen Diätempfehlungen. 


Dazu können dann weitere Ausgaben für regelmäßig einzunehmende Nahrungsergänzungsmittel kommen. „Nahrungsergänzungsmittel sind meist überflüssig – informieren Sie sich vor der Einnahme gründlich, um möglicherweise gefährliche Überdosierungen zu vermeiden“, empfiehlt Annabel Dierks. „Berichten Sie bei Einnahme von Medikamenten dem Arzt auch von eingenommenen Nahrungsergänzungsmitteln. Denn nur so ist sichergestellt, dass keine Wechselwirkungen mit Medikamenten und anderen Lebensmitteln auftreten. Nahrungsergänzungsmittel sind darüber hinaus weder in der Lage Krankheiten zu lindern, diese vorzubeugen oder sie zu heilen.“

Eine ausgewogene Ernährung ist normalerweise ausreichend für eine Versorgung mit allen notwendigen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen. Nahrungsergänzungsmittel, die mit besonders hohen Gehalten von Vitaminen und Mineralstoffen werben, sind besonders kritisch zu sehen, denn Überdosierungen können negative gesundheitliche Folgen haben.

Zertifizierte Ernährungsfachkräfte aufsuchen

Wenn Verbraucher:innen Gewicht reduzieren möchten, ist eine Beratung bei einer zertifizierten Ernährungsfachkraft der bessere Weg als die Aufnahme von teuren Nahrungsergänzungsmitteln und einer DNA-Analyse. Zudem ist es möglich, dass die Krankenkasse Kosten für eine fachlich fundierte Ernährungsberatung übernimmt.
 

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.

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