Magen-Darm-Probleme: Wie ernähre ich mich richtig?

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Christiane Schäfer, Autorin des Ratgebers "Wie ernähre ich mich bei Magen-Darm-Beschwerden" gibt Ihnen praktische Tipps für den Alltag. Und verrät, was nützt – und was nicht.
Ein Mann hat Magenschmerzen, fasst sich an den Bauch
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Porträt Christiane SchäferChristiane Schäfer

ist Ökotrophologin und arbeitet als anerkannte Fachreferentin mit den Arbeitsschwerpunkten Allergologie und Gastroenterologie. Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sie sich mit Erkrankungen der Verdauungsorgane und mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Neben der Patiententätigkeit ist sie für wissenschaftliche Fachgesellschaften und Multiplikatoren sowie als Autorin tätig. Für die Verbraucherzentrale hat sie den Ratgeber "Wie ernähre ich mich bei Magen-Darm-Beschwerden?" verfasst.


Magen-Darm-Beschwerden: Ich glaube, jeder und jede kann dazu eine eigene Geschichte beisteuern. Wo viele Betroffene sind, wird viel geforscht, oder? Gibt es denn neueste wissenschaftliche Erkenntnisse?

Sehr spannend, dass Sie exakt das gerade fragen, weil es mich aufgrund einer neuen Buchanfrage umgetrieben hat: Im letzten Jahr sind diverse wissenschaftliche Veröffentlichungen für Menschen mit Magen-Darmbeschwerden veröffentlicht worden. Und unisono weisen alle guten Studien auf den wichtigen Stellenwert der Ernährung und der Lebensmittelauswahl hin. Aber bei genauerem Hinsehen fehlt es an konkreten Hinweisen. Die wissenschaftlichen Schriften bleiben zu unkonkret- zu nebulös.

Und den täglichen Rezeptvorschlägen in irgendwelche Wurfsendungen und den vielen Kochbüchern, die angeboten werden, mangelt es häufig an übertragbaren echten Handlungsanweisungen für Betroffene. Ich bevorzuge das Prinzip der Baukästen: Diese Baukästen die ich für Betroffen formuliert habe finde ich nach wie vor hilfreich und leistungsorientiert. Das ist genau das, was hilft und praktisch im Alltag umsetzbar ist. Immer noch und immer wieder.

Warum sind Handlungsanweisungen so wichtig? Reicht es nicht, wenn die Betroffenen sich passende Rezepte raussuchen und selber kochen?

Das klingt erst einmal vernünftig – ist aber zu kurz gedacht. Das einfache Nachkochen eines einzelnen Rezeptes vernachlässigt, wie wichtig die Warenkundethemen sind oder die Kombinationswirkung von beispielsweise Makronährstoffen. Deswegen nimmt genau das in meiner Beratung großen Raum ein. Das Nachkochen eines attraktiven Rezeptes wird keine echte Abhilfe von Beschwerden schaffen. Aus meinen Erfahrungen bleiben Betroffene eher bei ihren Vorlieben und suchen ihrer Meinung nach passende Rezepte aus.

Mein Ansatz geht weiter und fordert die betroffenen zum aktiven Gestalten ihrer Mahlzeiten auf durch verschiedene Checklisten, mit denen sie ganz praktische Entscheidungshilfen entwickeln können. Nochmals: Statt ein ganz allgemeines „Magen-Darm“-Rezept nachzukochen müssen die Betroffenen erkennen, warum bei ihnen persönlich manche Lebensmittel in bestimmten Zusammensetzungen mal mehr, mal weniger Beschwerden auslösen. Sie können dadurch, ganz nach ihren persönlichen Voraussetzungen, Abhilfe für ihre Beschwerden erzielen. Um das zu erreichen benötigt es solide belastbare Informationen. Handreichungen, die sich in der Praxis bewährt haben.

Aber kochen und essen soll doch auch Freude bereiten. Sollen die Betroffenen auf bestimmte Vorlieben verzichten?

Nein, das ist ja gerade der springende Punkt: Nicht das Weglassen, nicht der Verzicht ist die Lösung! Es geht um das „was muss in eine gesunde bauchfreundliche Kost hinein“! Das ist der Schlüssel für dauerhafte Veränderung, nicht der Verzicht oder gar das Weglassen. Vieles ist weiterhin erlaubt- aber nicht alles erwünscht! Mit einer guten Basisernährung verzeiht auch ein empfindlicher Bauch eine nicht so erwünschte Vorliebe für zu viel Fettes, Süßes oder für eine zu späte Mahlzeit.

Wir leben weiterhin in „Corona“- Zeiten. Viele Restaurants haben geschlossen, die Menschen verbringen mehr Zeit zu Hause, offenbar wird auch wieder vermehrt selber gekocht. Ist das ein Trend, der zu einem besseren Ernährungsverhalten führen wird?

Da möchte ich die Tendenzen etwas genauer beleuchten: Ja, Menschen essen mehr daheim. Aber es besteht die Gefahr, dass es analog zu den flexibel gewordenen Arbeitszeiten im Home-Office auch keine festen Mahlzeitenabstände mehr gibt. Außerdem scheint mir der Trend auch Richtung verarbeitete Lebensmittelzubereitungen, Halbfertigprodukte oder Essen vom Lieferservice zu gehen. Die schleichende Entwicklung zu immer mehr verarbeiteten, hochprozessierten Produkten halte ich für wenig sinnvoll.

Es ist aus meiner Sicht wichtig, hier achtsam zu bleiben, denn beispielsweise können wir für die Erkrankung Morbus Crohn eindeutig zeigen, dass überall dort, wo solche ultrahoch verarbeiteten Produkte Einzug halten, auch die Erkrankung häufiger auftritt. Natürlich kann man auch Fertigmahlzeiten aufwerten. Besser ist eine grundsätzliche Entscheidung für „natürliche“ und wenig verarbeitete Lebensmittel – nicht nur was die Linderung von akuten Beschwerden angeht.

Ein weitere Trend – vegane Ernährung. Die ist aber grundsätzlich gesund, oder?

Nun ja, die Verwendung von mehr Gemüse ist sicher ein echter Vorteil der veganen Ernährungsweise. Vor allem schätze ich, dass Menschen, die sich vegan ernähren laut Studienaussagen das Thema Ernährung an sich mehr wertschätzen und mit sich, der Umwelt und Lebensmitteln besser und sorgfältiger umgehen. Aber – wie schon gesagt – ich halte nichts von generellen Verboten. Und um den vielen Magen-Darm-Geplagten einen gangbaren Weg aufzuzeigen, geht die Lösung auf Grundlage wissenschaftlicher Studien - und aus meiner eigenen Erfahrung als Beraterin von Betroffenen – nicht über Weglassen oder Verbote. Wer gesund und beschwerdefrei essen möchte, muss lernen, mit der Fülle der Angebote besser umzugehen. Besser auszuwählen. Aber ohne Allgemeinplätze und ohne strenge Vorgaben.

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