„Healthy“ Energydrinks im Vergleich: Was steckt wirklich drin?

Pressemitteilung vom
Mit Honig statt Zucker, Guarana statt Koffein – steckt wirklich mehr Gesundheit in modernen Energydrinks? Die Verbraucherzentrale Bremen klärt im Rahmen eines Marktchecks auf, inwiefern sich sogenannte „Healthy“ Energydrinks von herkömmlichen Produkten unterscheiden.
Mehrere Dosen mit Energydrinks
Viele „Healthy“ Energydrinks halten ihr Versprechen nicht.
Off

Energydrinks erfreuen sich großer Beliebtheit: Laut dem aktuellen Produktmonitoring des Bundesinstituts für Risikobewertung und des Max Rubner Instituts wurden im Jahr 2023 in Deutschland rund 415 Millionen Liter verkauft. Immer mehr Hersteller bieten Energydrinks an, die sich gezielt an gesundheitsbewusste Verbraucherinnen und Verbraucher richten. Diese Produkte werben mit Bezeichnungen wie „natürlich“ oder „frei von künstlichen Zusatzstoffen“ und grenzen sich optisch sowie inhaltlich von klassischen Energydrinks ab. Ziel eines aktuellen Marktchecks der Verbraucherzentrale war es, zu überprüfen, inwiefern sich diese sogenannten „Healthy“ Energydrinks tatsächlich in ihrer Zusammensetzung, ihrer Wirkweise und ihrem gesundheitlichen Potenzial unterscheiden – oder ob die Unterschiede vor allem im Marketing liegen.

Was wurde untersucht

Insgesamt wurden 21 Produkte analysiert, darunter trinkfertige Energydrinks sowie Nahrungsergänzungsmittel in Pulverform. Als „Healthy“ Energydrinks wurden im Marktcheck Produkte definiert, die eine belebende Wirkung durch Koffein oder ähnliche Inhaltsstoffe bieten, sich jedoch durch eine bewusst gesundheitsorientierte Aufmachung, natürliche oder pflanzenbasierte Zutaten und oftmals ein zurückhaltendes, „cleanes“ Design von klassischen Energydrinks unterscheiden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Produkten stehen hier Aspekte wie wenig Zucker, pflanzliche Koffeinquellen, der Verzicht auf künstliche Zusätze sowie Begriffe wie „natürlich“ im Mittelpunkt. Bewertet wurden unter anderem der Zuckergehalt, die verwendeten süßenden Zutaten, die Art und Herkunft des eingesetzten Koffeins sowie das Vorkommen bestimmter pflanzlicher Zusätze, denen eine leistungs- oder stressregulierende Wirkung zugeschrieben werden soll – etwa Ginseng, Grüntee oder Ginkgo.

Zucker bleibt Zucker – auch wenn er natürlich klingt

13 der 21 getesteten Produkte enthalten Zucker oder süßende Zutaten wie Agavendicksaft, Honig oder Fruchtsaftkonzentrate. Davon nutzten sieben ausschließlich solche Zutaten, sechs kombinierten sie mit zugesetztem Zucker. Wenn verschiedene Zuckerarten in der Zutatenliste vorkommen, erscheinen sie weiter hinten. Summiert würde der Zuckergehalt jedoch eine vordere Platzierung in der Zutatenliste bekommen. Der Zuckergehalt schwankte stark: Einige Produkte enthielten weniger als zwei Gramm Zucker pro 100 Milliliter, andere bis zu elf Gramm – vergleichbar mit herkömmlichen Energydrinks. „Zutaten wie Säfte, Honig oder Agavendicksaft klingen zwar natürlicher als klassischer Haushaltszucker, sind aus ernährungsphysiologischer Sicht jedoch kaum vorteilhafter“, sagt Helena Nareyka, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bremen. „Auch sie liefern freie Zucker, die zur Energieaufnahme beitragen, den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen lassen und bei häufiger Zufuhr gesundheitlich problematisch sein können.“

Acht Produkte waren zuckerfrei und nutzten stattdessen Süßstoffe wie Sucralose oder Acesulfam K – Stoffe, die auch in klassischen Energydrinks verwendet werden. Doch Süßstoffe sind nicht automatisch die bessere Wahl. Studien belegen, dass ein regelmäßiger Konsum das Geschmacksempfinden verändern kann. „Die Schwelle, ab der etwas als süß wahrgenommen wird, steigt, wodurch zunehmend stärkere Süße nötig ist, um den gleichen Geschmackseindruck zu erzielen“, erklärt Nareyka. „Zudem reagieren manche Menschen empfindlich auf bestimmte Süßstoffe, zum Beispiel mit Verdauungsbeschwerden.“

Koffein: Natürlich oder synthetisch – kein Unterschied in der Wirkung

Viele „Healthy“-Drinks setzen neben synthetisch hergestelltem Koffein auf sogenannte natürliche Quellen wie Guarana, Grüntee oder Kaffeebohnenextrakt. Der Unterschied liegt lediglich in der Herkunft – chemisch handelt es sich um denselben Wirkstoff. „Ob das Koffein aus einer Pflanze gewonnen oder im Labor hergestellt wurde, spielt für die Wirkung im Körper keine Rolle“, erklärt Nareyka. „Darüber hinaus ist der ökologische Aufwand für die Gewinnung pflanzlichen Koffeins höher als bei der industriellen Herstellung“.

Pflanzliche Trendstoffe – viel Image, wenig belegte Wirkung

Zehn der getesteten Produkte enthielten pflanzliche Zusätze wie Ginseng, Grüntee-Extrakt und Ginkgo. Seltener kamen auch Maca, L-Theanin oder Wurzelextrakte vor. Diese Zutaten stammen aus der traditionellen Pflanzenheilkunde und liegen im Trend. Zwar gibt es erste wissenschaftliche Hinweise zu Ginseng und Grüntee, doch die Studienlage ist uneinheitlich und die eingesetzten Mengen in den Getränken meist zu gering, um eine tatsächliche Wirkung zu erwarten.

Zudem handelt es sich bei Energydrinks um Lebensmittel, nicht um Arzneimittel. Deshalb dürfen sie keine heilende, vorbeugende oder therapeutische Funktion erfüllen. Auch gesundheitsbezogene Aussagen sind rechtlich nicht zulässig: Entsprechende Anträge wurden von der zuständigen EU-Behörde abgelehnt. Wichtig zu wissen: Einige der eingesetzten Pflanzenstoffe können Wechselwirkungen mit Medikamenten haben (zum Beispiel Grüntee-Extrakt) – das sollten Verbraucherinnen und Verbraucher bei regelmäßigem Konsum beachten.

Fazit

„Healthy“ Energydrinks vermitteln oft ein Bild von Natürlichkeit, Funktionalität und gesundheitlichem Mehrwert. Doch viele dieser Vorteile halten einer genauen Prüfung nicht stand. Zwar enthalten manche Produkte etwas weniger Zucker oder pflanzliche Inhaltsstoffe, doch entscheidender für die gesundheitliche Bewertung sind Zuckergehalt, Koffeindosis und die individuelle Verträglichkeit. Es ist nicht entscheidend, ob der Zucker aus Honig oder Fruchtsaft stammt. Auch „natürliches“ Koffein hat denselben Effekt wie synthetisches. Wer wirklich etwas für seine Gesundheit tun möchte, greift zu wasserbasierten, zucker- und süßstofffreien Getränken statt zu Energydrinks.

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.

Gefördert durch:

Förderhinweis HB Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz

Ein Paar prüft die Rechung

Betrügerische Inkassoschreiben: Auf diese Konten sollten Sie nichts überweisen

Regelmäßig erhalten Verbraucher:innen betrügerische Inkassoschreiben. Die Verbraucherzentrale Brandenburg veröffentlicht Nummern von Konten, auf die Sie kein Geld überweisen sollten, die sogenannte Schwarzliste.
Geldscheine liegen auf einem Stromzähler

Sammelklage gegen ExtraEnergie GmbH

Die ExtraEnergie GmbH hat im Sommer 2022 ihre Preise für Strom und Gas massiv erhöht. Zu Unrecht, meint der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und greift mit einer Musterfeststellungsklage diese und weitere Preisanpassungen an. Betroffene Verbraucher:innen sollen so Erstattungen erhalten.
Quartiersberatung Obervieland

Quartier Obervieland: Verkürzte Öffnungszeiten während der Ferien

Während der Sommerferien vom 3. Juli bis zum 13. August findet die Quartiersberatung an Dienstagen in Obervieland eingeschränkt statt, da das Bürgerhaus Obervieland früher schließt. Die Beratung findet von 14:00 bis 15:30 Uhr statt. Wir bitten um Ihr Verständnis.