Hoodia-Produkte: Gefahr für Gesundheit und Umwelt

Stand:
Hoodia-Produkte werden als natürliche Appetitzügler vermarktet. Doch was ist dran an dem Werbeversprechen, dass Produkte aus der kaktusähnlichen Pflanze schlank machen? Und ist in den so beworbenen Produkten überhaupt Hoodia drin?
Hoodia

Das Wichtigste in Kürze:
Wirkung nicht bewiesen

  • Hoodia ist weder als Lebensmittel noch als Nahrungsergänzung zum Verkauf zugelassen, ein privater Import gilt als illegal.
  • Deutliche Gewichtsveränderungen durch die Einnahme von Hoodia-Produkten sind nicht belegt.
  • Möglicherweise treten Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Herzrasen auf.
  • Nahrungsergänzungsmittel, die bei einer Internetproduktsuche nach "Hoodia" auftauchen, enthalten oftmals gar kein Hoodia.
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Was steckt hinter der Werbung zu Hoodia?

Hoodia-Produkte, darunter der Extrakt P57, werden fast nur über das Internet angeboten, meist in Kapselform oder als getrocknetes, geschnittenes Kraut. Frühere Werbesprüche wie "Wunderkaktus", "natürlicher Appetitzügler", "die Kalorienaufnahme um 40-50 Prozent hemmen" oder "kein Hungergefühl, bleibt für viele Stunden" finden sich praktisch gar nicht mehr, außer in angeblichen Erfahrungsberichten. Aber der Mythos hält sich den Köpfen.

Anders sind die vielen Treffer nicht zu erklären, die Sie im Internet finden, wenn Sie nach Hoodia-Produkten suchen. Die Produkte selber enthalten laut deren Zutatenlisten aber gar kein Hoodia. Stattdessen enthalten die Nahrungsergänzungsmittel häufig Glucomannan (Konjakwurzel).

Ob die Produkte überhaupt Hoodia enthalten, ist allerdings fraglich, bei früheren europaweiten Untersuchungen enthielt ein Großteil gar keine Hoodia-Bestandteile. Dafür sind die Preise deutlich gesunken. Lag der Preis für eine Tagesration früher bei etwa 2 Euro, liegt er jetzt bei etwa 0,20 Euro. Allerdings kommen oft hohe Versandkosten dazu, weil viele der deutschsprachigen Shops in Großbritannien, also nicht in der EU, sitzen.

Auf was sollte ich bei der Verwendung von Hoodia-Produkten achten?

Hoodia gilt in der EU als neuartiges Lebensmittel und darf ohne eine entsprechende Zulassung nicht verkauft werden. Diese Zulassung gibt es nicht. Sie beinhaltet immer auch eine Prüfung auf die (Langzeit-)Sicherheit.

Nahrungsergänzungsmittel mit "Hoodia" sind hier nicht verkehrsfähig. Das heißt, der Import, auch für die private Nutzung, gilt als illegal. Trotzdem bestellte Produkte kann der Zoll abfangen.

Solche fragwürdigen Nahrungsergänzungsmittel sollte man besser nicht kaufen. Wenn Sie es dennoch verwenden möchten: Schauen Sie bereits vor dem Kauf sehr genau die Zutatenlisten an, was tatsächlich enthalten ist. Fehlen vorgeschriebene Angaben, kaufen Sie das Produkt nicht.

Bisher gibt es weder Standards für die Zubereitung des Hoodia-Extrakts noch toxikologische Untersuchungen dazu. Zu Risiken und Nebenwirkungen sind daher keine klaren Aussagen möglich. Es gibt Berichte über Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen, schnellen Puls und erhöhten Blutdruck.

Der Raubbau an der Pflanze führte dazu, dass wildwachsende Hoodia inzwischen als bedrohte Art gelten. Deswegen unterliegt Hoodia seit 2004 den Regelungen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens. Pflanzen, die "mit offizieller Genehmigung" in Plantagen angebaut wurden, haben wahrscheinlich aufgrund von schnellerem Wachstum andere oder weniger Inhaltsstoffe im Vergleich zur Wildpflanze.

Was ist Hoodia?

Hoodia gordonii ist eine kaktusähnliche Pflanze, die unter anderem in südafrikanischen Halbwüsten wächst. Sie gehört zur Familie der Seidenpflanzengewächse (Asclepiadaceae). Traditionell wird Hoodia von Buschmännern bei der Jagd gegen Hunger und Durst genutzt. Es gibt nur wenige, wissenschaftlich akzeptable Studien zur Einnahme von Hoodia-Extrakten. Eine anhaltende Wirkung auf die Energie(Kalorien)-Zufuhr, auf den Körperfett­anteil oder das Gewicht konnte allerdings nicht belegt werden, der Hoodia-Extrakt hatte die gleiche Wirkung wie Placebo-Pillen.

Welche Inhaltsstoffe sind in Hoodia-Produkten enthalten?

Als mögliche wirkende Substanzen gelten die Pregnanglykoside (Digitanolglykoside). Bei dem isolierten Hoodia-Wirkstoff P57 handelt es sich um eine Substanz, die dem Gehirn einen ausreichend hohen Blutzucker­spiegel vortäuscht. Hierdurch soll kein Hungergefühl entstehen.

Trotz der Anmeldung von Patenten und Lizenzen ist P57 bis heute nicht zugelassen und als Appetitzügler nicht erhältlich, auch nicht als Medikament. Auch neuere Forschungen an anderen Hoodia-Extrakten sind bisher im Stadium des Tierversuchs an Mäusen stecken geblieben.

Als Schlankheits­mittel wird Hoodia alleine, aber auch in Kombination mit Chrom, Vitaminen oder sekundären Pflanzenstoffen angeboten. Wegen des bitteren, unangenehmen Eigengeschmacks wird Hoodia praktisch nur noch in Kapselform angeboten.

Quellen:


Smith C, Krygsman A. Hoodia gordonii: to eat, or not to eat. J Ethnopharmacol. 2014 Sep 11;155(2):987-91.

Blom WA et al. Effects of 15-d repeated consumption of Hoodia gordonii purified extract (HgPE) on safety, ad libitum energy intake, and body weight in healthy, overweight women: a randomized controlled trial. Am J Clin Nutr. 2011 Nov;94(5):1171-81

Artenschutz: Hoodia-Extrakte nur mit Einfuhrgenehmigung, Pharmazeutische Zeitung (5/2009), (abgerufen am 08.08.2023)

Vögtli A (2012): Hoodia gordonii. Pharm-Wiki, Stand: 14.06.2012 (abgerufen am 08.08.2023)

Merk D; Schubert-Zsilavecz M (2015): Naturstoff weckt neue Hoffnung. Pharmazeutische Zeitung online (07) (abgerufen am 08.08.2023)

Harlfinger J (2016): Abnehmen mit pflanzlichen Appetitzüglern? Medizin transparent, Stand: 20.06.2016 (abgerufen am 08.08.2023)

Brendler T (2020): The Rise and Fall of Hoodia: A Lesson on the Art and Science of Natural Product Commercialization. In: African Natural Plant Products, Volume III: Discoveries and Innovations in Chemistry, Bioactivity, and Applications, Kapitel 17, S. 313-324. ACS Symposium Series Vol. 1361

Vermaak I et al. (2023): Chapter 12 – Hoodia gordonii. The South African Herbal Pharmacopoeia, S. 271-291

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